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Marmorsteinbruch

„Unglaublich!“, „Ein Juwel“, „Umwerfend!“ – nicht selten hören wir solche Freudebekundungen, wenn wir Bekannte oder Freunde erstmals auf den Mamorsteinbruch führen. Vom Bahnhof Winzendorf erreicht man das „von Menschen in den Berg geschlagene Steindenkmal“ in gut einer Stunde, vom östlichen Ortsrand von Muthmannsdorf schafft man es in etwa der Hälfte der Zeit.

 

Die Naturfreunde Winzendorf haben sich, in Abstimmung mit der Gemeinde, in den letzten Jahren um die Pflege des „Geotops Engelsberg“, genauer gesagt um die Erhaltung des einfachen Unterstands gekümmert. Die „Marmorsteinbruchhütte“ wurde Zug um Zug renoviert, und dient u.a. als Unterstand bei der Jährlich von den Naturfreunden organisierten Sonnwendfeier im Juni. Auch Haken für einen gesicherten Klettersteig wurden in den Fels geschlagen.

 

Fährt man von Wiener Neustadt oder von Bad Fischau in Richtung Winzendorf, so ist nur die bereits großteils verwachsene Schutthalde des Marmorsteinbruchs zu sehen. Wie ein schamhaftes Mädchen verhüllt der Steinbruch seine Reize, gibt sich aus der Ferne nicht zu erkennen. Man muss schon den kleinen Aufstieg auf sich nehmen, um dieser Schönheit in Mitten der Föhrenwälder näher zu kommen. Manche sehen hier auch einen „Kraftplatz“, der immer wieder Menschen anzieht, um die die besondere Atmosphäre hier zu genießen. Steht man dann vor der wunderschönen, steil aufragenden, spiegelglatten roten Marmorwand, so bleibt einem fast der Atem weg. Die Äderung des Steins ist unglaublich schön. Der Engelsberger Mamor war daher über Jahrhunderte entsprechend begehrt.

 

> Blicke vom Marmorsteinbruch über das Steinfeld und zur Hohen Wand (Fotos von Helmut Hudler)

 

> Engelsberger Marmor (Wikipedia)

 

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Bildhauersymposien

 

Der Atem blieb auch einigen Feuerwehrmänner weg, als sie im Sommer 1985 mit dem Tankwagen Wasser zum Bildhauersymposium zum Marmorsteinbruch brachten. Sie konnten ihren Augen nicht trauen: Hier standen junge Frauen nackt unter der am Rande des Steinbruchs primitiv eingerichteten Dusche. Das sprach sich wie ein Lauffeuer herum und so war  jedes Mal, wenn der Wassertransport anstand, das Feuerwehrauto zum Bersten voll. – So erzählt man es sich jedenfalls in Winzendorf.

 

Unter Leitung des akademischen Bildhauers Otto Lorenz fanden im Steinbruch von 1985 bis 1988  diese Symposien statt. Die kleineren behauenen Blöcke durften sich die Künstler:innen mit nach Hause nehmen, einige der riesigen behauenen Blöcke liegen noch heute zum Bestaunen im Steinbruch und tragen Namen wie „Inuit“, „Panzerspuren“, „Kreisanfänge“, „Quatrophonie“ oder „Höhentisch“.

 

> Dokumentation der Bildhauer:innen im Steinbruch Engelsberg: Symposium 1985 und 1986

 

> Dokumentation der Bildhauer:innen im Steinbruch Engelsberg: Symposium 1987 und 1988

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Geschichte des Marmorsteinbruchs

 

Aber nicht nur die Bildhauersymposien haben zur Mythenbildung des Marmorsteinbruchs beigetragen, auch die Geschichten über die mehr als 100jährige andauernden Arbeiten im Steinbruch sind bezüglich ihres Wahrheitsgehalts zu hinterfragen. Da ist von unsachgemäß ausgeführten Sprengungen unter dem Hofsteinmetzmeister Andrea Fancini im 19. Jahrhundert die Rede, die den ohnehin brüchigen Stein dauerhaften Schaden zugefügt hätten, da ist von italienischen Steinhauern, von Zwangsarbeitern während des 2. Weltkriegs u.a.m. die Rede. Italienische Steinhauer waren hier nachgewiesener Maßen tätig.

 

Geotop seit 1998

 

Am 7. Juni 1998 wurde der Marmorsteinbruch Engelsberg als GEOTOP und technisches Denkmal der Öffentlichkeit präsentiert. Der Engelsberger Marmor ist ein dicher Hallstätter Kalk, der in dieser Ausbidlung nur auf dem eng begrenzten Raum des Engelsberges vorkommt. Das Gestein ist aus Meeresschlamm entstanden, der vor ca. 200 Millionen Jahren abgelagert wurde. Die kennzeichnende rote Färbung wird durch Eisenverbindungen hervorgerufen, schreibt Prof. Dipl.-Ing. Dr. Erwin Reidinger. Wer mehr über die Geschichte des Engelsberges und den Abbau des hochgeschätzten Marmors erfahren will, findet > auf der Website von Prof. Erwin Reidinger und auf der > Website der Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf  wertvolle Informationen. 

 

Verwendung des roten Marmors

 

Der begehrte Engelsberger Marmor fand in vielen bekannten Bauten Verwendung, Zu sehen ist der Engelsberger Marmor u.a. in Wien im Stephansdom, Kunshistorischen Museum, Künstlerhaus, in einem Privathaus in der Argentinierstsraße 42 und früher auch in der Schalterhalle des Südbahnhofs und als Sockelverkleidung des Befreiungsdenkmals ("Russendenkmal") auf dem Schwarzenbergplatz.
Fotos: © Erwin Reidinger

 

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Engelsberger Marmor in Niederösterreich und Burgenland

 

In NÖ findet sich heute der Engelsberger Marmor u.a. in Wiener Neustadt in der Neuklosterkirche, am Mariahilferberg, in Trumau, Alland, Guntramsdorf, Wimpassing, in Maria Taferl und in in der Pfarrkirche St. Peter am Moos in Muthmannsdorf.
Fotos: © Erwin Reidinger

 
> Der Engelsberger Marmor in der Pfarrkirche St. Peter am Moos in nahen Muthmannsdorf

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Marmor-Poesie

 

Nicht nur Bildhauer und Bildhauerinnen arbeiteten im Steinbruch, sondern die marmorne Wand regt heute auch andere Kreative zum künstlerischen Schaffen an. Chöre hat man dort oben schon gehört und immer wieder finden auch Workshops von Textgruppen am Engelsberg statt.

 

 

Die Marmorwand

 

Beständig im Rot und Schwarz

gekrümmt am Rücken der Zeit

zerfugt vom stählernen Seil

wache ich über der Vergangenheit

 

Gerhard Kofler, 2017

 

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